Perineale Prostatabiopsie
Die langjährig erpobte transrektale Prostatabiopsie wird in der Breite von vielen Urologen angeboten und existiert schon seit Jahrzehnten. Durch den Einsatz von Antibiotika im Vorfeld der Gewebeprobe konnten nachfolgende Prostataentzündungen zumeist verhindert werden. Der zunehmende und in der Vergangenheit auch teils unkritische Einsatz von Antibiotika (auch bei Bagatellerkrankungen in und außerhalb des urologischen Fachgebiets) hat aber zu antibiotikaresistenten Darmbakterien geführt, weshalb Infekt-Komplikationen durch die Prostatabiopsie in den letzten Jahren leider weltweit zugenommen haben. Die transrektale Prostatabiopsie hat in der urologischen Welt aufgrund der hohen Verbreitung und des hohen Erfahrungslevels mit diesem Verfahren bei zahlreichen Urologen weiterhin einen Stellenwert. Aber auch in diesem Bereich ist die Medizin nicht stehengeblieben.
In unserer Praxis bieten wir als Weiterentwicklung zu der “gewöhnlichen” Prostatabiopsie auch die sogenannte perineale Prostatabiopsie an. Im Unterschied zur gewöhnlichen Prostatabiopsie vom Enddarm aus wird bei der perinealen Biopsie die Probe vom Damm aus gewonnen (also von der Haut hinter dem Hodensack und seitlich der Harnröhre). Auch hier erfolgt der Eingriff in örtlicher Betäubung.
Die perineale Biopsie hat in mehreren Studien deutliche Vorteile für die Patienten gezeigt. Hierbei ist hervorzuheben, dass bei der perinealen Biopsie das Risiko einer Verschleppung von Keimen aus dem Enddarm nicht besteht. Im Gegensatz zur Biopsie vom Enddarm aus, bei welcher bis zu 3–4% der Patienten im Anschluss an die Probeentnahme eine schwere Prostataentzündung entwickeln können, ist das Risiko einer Prostataentzündung hier nahe Null. Auf eine Antibiotikagabe im Vorfeld der Biopsie kann somit verzichtet werden, was deutliche Vorteile für den gesamten restlichen Körper und das Immunsystem sowie die Darmflora hat. Dieser wesentliche Vorteil ist hervorzuheben, da eine schwere Prostataentzündung mit einem stationären Krankenhausaufenthalt sowie dem Einsatz von Reserveantibiotika verknüpft ist.
Aus Erfahrungsberichten von Patienten, welche bereits beide Arten der Biopsie erfahren haben, können wir außerdem bestätigen, dass die perineale Biopsie nahezu schmerzfrei vonstatten geht (anders als die Biopsie vom Enddarm aus, welche trotz der örtlichen Betäubung teils als schmerzhaft empfunden wird). Die örtliche Betäubung kann aufgrund des Zugangsweges über den Damm äußerst exakt unter Ultraschallkontrolle genau dorthin gespritzt werden, wo sie benötigt wird.
Als weiterer wesentlicher Vorteil der neuen Technik muss genannt werden, dass durch die perineale Biopsie die vorderen Bereiche der Prostata deutlich besser erreicht werden können. Bei der transrektalen Prostatabiopsie kommt die Biopsienadel vom Enddarm aus (also hinter der Prostata). Entsprechend muss zunächst die gesamte Prostata durchbohrt werden bevor das anteriore Kompartiment (also der vordere Anteil der Prostata) erreicht werden kann. Als Konsequenz wird von manchem Arzt auf die Probeentnahme dieses Bezirks verzichtet, um dem Patienten Schmerzen zu ersparen und um keine Blutungskomplikation zu verursachen. Mit der perinealen Biopsie ist die Ansteuerung dieses Prostatabereichs ein Leichtes. Ein dort liegender Prostatakrebs wird entsprechend leichter endeckt werden können. Die perineale Biopsie ist somit nicht nur sicherer bezüglich der Infekthäufigkeit sondern auch bezüglich der Ausssagekraft der gewonnenen Proben.
Die perineale Biopsie bietet aber auch einen wesentlichen Vorteil für die nachfolgende Operation. Im Rahmen der herkömmlichen Biopsie vom Enddarm aus werden an insgesamt mind. 12 Stellen kleine Wunden im Enddarm verursacht. Diese verheilen zwar meist schnell. Allerdings kann sich dort eine Narbe bilden. Sollte nun im Anschluss an die transrektale Biopsie eine Entfernung der Prostata erforderlich sein, so können diese kleinen Vernarbungen zu Problemen für den Operateur führen. Im schlimmsten Fall ist eine Eröffnung des Enddarmes während der Operation die Folge. Durch die perineale Biospsie wird die Entstehung dieser Narben vermieden. Entsprechend bessere Voraussetzungen für eine eventuell nachfolgende Operation sind die Folge.
Üblicherweise wird die Prostatabiopsie (sowohl beim Zugang vom Enddarm als auch beim Zugang vom Perineum/Damm) als systematische Biopsie durchgeführt. Dies bedeutet, dass systematisch alle (gut erreichbaren) Bereiche der Prostata mittels Probenentnahme abgeklärt werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Trefferwahrscheinlichkeit durch ein vor der Biopsie angefertigtes MRT der Prostata zu erhöhen. Das von uns verwendete hochmoderne Ultraschallgerät ist mit einem speziellen Utraschallkopf ausgestattet, welcher es erlaubt, die Ortung der Biopsienadel ständig in zwei Ebenen zu verfolgen. Der Schallkopf ist außerdem so beschaffen, dass die Prostata während des Ultraschalls nur in geringem Umfang verformt wird. Dies ist von Vorteil, da die Verformung der Prostata einen Vergleich mit vorher angefertigten MRT-Bildern erschweren würde. Somit wäre im Rahmen einer sogenannten “perinealen kognitiven MRT-Fusionsbiopsie”, welche wir in geeigneten Fällen als nochmalige Weiterentwicklung der perinealen Biopsie gerne anbieten, eine im MRT gefundene verdächtige Region der Prostata leichter zu identifizieren und somit auch leichter mit der Biopsienadel zu treffen. Die perineale kognitive MRT-Fusionsbiopsie ist eine Spezialform der perinealen Biopsie und bietet höchste Genauigkeit und Sicherheit.
Wir möchten betonen, dass die transrektale Prostatabiopsie derzeit noch den Standard der Probengewinnung aus der Prostata darstellt, als Prozedur weiterhin ausreichende Sicherheit bietet und somit von den gesetztlichen Krankenversicherern auch bezahlt wird.
Die Sonderform der MRT-gesteuerten perinealen freihand-Prostatabiopsie bietet Vorteile über das übliche Maß hinaus. Die Planung und Durchführung dieser Methode ist mit erheblich höherem Zeit‑, Planungs‑, Geräte- und Personalaufwand vergesellschaftet, weshalb wir um Verständnis bitten, dass hierfür ein adäquater Kostenbeitrag auf Basis der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) verlangt werden muss.
Welche Form der Biopsie im individuellen Fall empfehlenswert und durchführbar ist, muss immer in einem persönlichen Gespräch geklärt werden. Hierfür stehen wir gerne zur Verfügung.